Wie Bienen navigieren
Bienen können erstaunlich gut navigieren. Trotz ihrer winzigen Gehirne können sie auf der Suche nach Nektar und Pollen kilometerweit durch die Landschaft fliegen, aber finden dabei stets den Weg zurück zu ihrem Bienenstock. Wie schaffen sie das?
Wie Vögel nutzen Bienen den sogenannten Sonnenkompass zur Navigation. Je nach Tageszeit und Sonnenstand können sie damit zuverlässig einschätzen, in welche Richtung sie sich fortbewegen müssen.
Der Sonnenkompass: An einem sonnigen Tag funktioniert das naturgemäß einwandfrei, doch auch ein bewölkter Tag stellt für die Bienen keine große Herausforderung dar. Denn im Gegensatz zu Menschen können Bienen polarisiertes Licht wahrnehmen – sie können also den Stand der Sonne auch nachvollziehen, wenn die Sonne hinter Wolken versteckt ist.
Um Entfernungen abzuschätzen nutzen Bienen den sogenannten optischen Fluss: Beim Fliegen sehen sie, wie schnell die Umgebung an ihnen vorbeizieht, und können so abschätzen, wie weit sie bereits geflogen sind.
In Untersuchungen wurde jedoch gezeigt, dass gewisse Pestizide auf den Feldern das Orientierungsvermögen der Bienen stören können. In diesen Fällen sind sie einem erhöhten Stresslevel ausgesetzt und müssen mehr Energie verbrauchen, was sich negativ auf ihre Lebenserwartung auswirkt.
Das Kartengedächtnis der Bienen: In den letzten 10 Jahren haben Forscher bahnbrechende weitere Erkenntnisse über die Orientierung von Bienen gewonnen. In Studien der Freien Universität Berlin wurde gezeigt, dass Bienen zusätzlich auch über ein kartenartiges Landschaftsgedächtnis verfügen. Sie finden also wie Säugetiere den Weg, indem sie sich gewisse markante Punkte in der Landschaft einprägen.
Daher sind sie bei der Orientierung nicht nur auf den Sonnenstand angewiesen – sie können auf dem Weg zurück zum Bienenstock stattdessen auf diese "Landkarte" in ihrem Gedächtnis zurückgreifen.
Die Tanzsprache: Doch Bienen sind bei der Suche nach der nächsten Futterquelle nicht komplett auf sich alleine gestellt. Sie benutzen nämlich die sogenannte "Tanzsprache", um untereinander Neuigkeiten über neu gefundene Futterquellen auszutauschen.
Der Rundtanz zeigt den Kolleginnen an, dass im Umkreis von 100 Metern vom Bienenstock Futter zu finden ist. Der Schwänzeltanz hingegen offenbart im Detail, in welcher genauen Richtung und in welcher Entfernung eine weiter entfernte Futterquelle liegt.
Der österreichische Zoologe Karl von Frisch hat die Tanzsprache der Bienen erforscht und wurde dafür sogar 1973 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Wie die Tanzsprache der Bienen im Detail funktioniert, kannst du hier in einem anderen Beitrag auf meinem Blog nachlesen.