Wie sich Bienen gegen ihre Feinde verteidigen

Ein Bienenvolk ist eine gut organisierte Verteidigungsmacht, die je nach Eindringling zu unterschiedlichen Abwehrmethoden greift.

Wächterbienen sind im Bienenstock für die Zugangskontrolle und die erste Abwehr von Gefahren zuständig. Ein nicht ganz ungefährlicher Job: wenn Wächterbienen auf einen natürlichen Feind treffen, kann das mitunter tödlich für die Biene enden. Daher werden als Wächterbienen ältere Bienen ausgewählt, die als ersetzbarer angesehen werden.

Wenn eine Bedrohung für das Bienenvolk auftritt, muss die Wächterbiene schnellstens ihre Kolleginnen warnen. Nähert sich ein Feind, zB eine Hornisse, erhöhen die Bienen am Stockeingang die Frequenz ihrer Flügelschläge rasant und der Geräuschpegel im Stock steigt auf ein Vielfaches des normalen Levels an. Gleichzeitig sondern Bienen bei Gefahr besondere Duftstoffe aus, mit denen sie ihre Artgenossinnen warnen.

Forscher haben Bienenkolonien in Vietnam bei Angriffen von Riesenhornissen beobachtet und sogar einen hellklingenden, zischenden Ton aufgezeichnet, den die Bienen vermutlich als "Alarmschrei" produzieren.

Können Eindringlinge die Zugangskontrolle zum Bienenstock überwältigen, sind die Bienen bereit für die Gegenwehr. Mit vereinten Kräften starten sie einen Gruppenangriff zur Abwehr des Eindringlings.

Je nach Größe und Gefahrenpotenzial des Eindringlings nutzen die Bienen verschiedene Abwehrmethoden.

Wespen oder Hornissen werden vom süßen Honig der Bienen angelockt und haben es auch auf die Bienenbrut abgesehen. Sollte der Angriff auf den Bienenstock erfolgreich verlaufen, können sie die schutzlose Bienenbrut an ihre eigenen Nachkommen verfüttern.

Die wichtigste Abwehrwaffe der Bienen ist ihr Giftstachel, mit dem sie effektiv auf Eindringlinge einstechen können. In der Menschenhaut bleibt ein Bienenstachel aufgrund seiner kleinen Widerhaken bekanntlich stecken – die Biene kann ihn in diesem Fall nicht zurückziehen, ohne sich dabei zu verletzen.

Bei der Verteidigung gegen feindliche Insekten können Bienen ihren Stachel aber mehrmals verwenden: er verfängt sich nämlich im dünnen Panzer von Insekten meist nicht und kann einfach wieder zurückgezogen werden.

Zusätzlich haben die Bienen eine weitere Abwehrmethode entwickelt. Hunderte Bienen stürzen sich zB auf eine eindringende Hornisse und bilden eine Traube um sie. Dann erhöhen sie ihre Flügelbewegungen rasant und steigern dadurch die Temperatur auf bis zu 47 Grad – eine Temperatur, bei der eine Hornisse nach einiger Zeit wie bei einem Hitzeschock kollabiert und stirbt.

Bestimmte Wespen- und Hornissenarten halten auch höhere Temperaturen aus. In diesen Fällen versucht die Bienentraube, den Eindringling zu ersticken. Eine Abwehrmethode, die von den Bienen deutlich mehr Anstrengung erfordert.

War der Abwehrversuch erfolgreich, werden die toten Eindringlinge einfach aus dem Stock geworfen.

Schwieriger ist diese Beseitigung jedoch bei größeren Eindringlingen. Können Bienen zB eine Maus im Bienenstock totstechen, kann diese nicht so einfach raustransportiert werden. Die Bienen müssen sich aber trotzdem umgehend darum kümmern, dass der Bienenstock durch den verwesenden Mäusekadaver nicht verseucht wird. Auch dafür haben sie eine Lösung entwickelt:

Sie umwickeln den Tierkörper vollständig mit Propolis, einer antibakteriell und antiviral wirkenden Substanz. Propolis wird von Bienen aus Baumharzen produziert und im Normalfall zur Verteilung im gesamten Bienenstock verwendet. Durch diese Behandlung mit Propolis wird der Mäusekadaver desinfiziert, langsam ausgetrocknet und schlussendlich mumifiziert.

Bienen im Flug