Wie Bienen in der Stadt leben
Auf den ersten Blick sieht eine Großstadt nicht nach einer geeigneten Heimat für Bienen aus: viel Asphalt, Straßenverkehr und ein Haus neben dem anderen.
Doch tatsächlich fühlen sich Bienen auch in Städten wohl. Städte bieten Bienen nämlich einen abwechslungsreichen Lebensraum.
Vielfältiges Blütenangebot: Große Parkanlagen, Alleebäume, Blumenbeete, Kleingärten und Balkonblumen sorgen für eine große Vielfalt beim Speiseplan der Bienen.
Im Gegensatz dazu wird die Nahrungssuche auf dem Land für Bienen mittlerweile oftmals schwieriger: viele große Flächen werden für die landwirtschaftliche Nutzung zu Monokulturen umgewandelt. Felder und Wiesen werden auch zu oft abgemäht, darunter leiden Honigbienen genauso wie die 700 Wildbienenarten in Österreich.
Kaum Pestizide: Bei den Grünflächen und Gärten in der Stadt gibt es meist auch keine großflächige Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Diese Pestizide sind nämlich für Insekten bedrohlich und tragen zum Bienensterben bei.
Wärmere Temperaturen: In Städten ist es tendenziell einige Grad wärmer als am Land. Pflanzen können daher in der Stadt länger blühen und den Bienen länger Nahrung bieten.
In Hamburg beispielsweise hat ein Imkerverein den in der Stadt produzierten Honig untersuchen lassen: es wurden keine Rückstände von Pestiziden nachgewiesen. Auch etwaige Rückstände von Abgasen lagen unter den erforderlichen Grenzwerten.
Die Stadt Wien hat sich zum Schutz der Bienen entschlossen, Parkanlagen und andere Grünflächen naturnah zu belassen. In der österreichischen Hauptstadt allein gibt es mittlerweile rund 5.000 Bienenstöcke.
Berühmt geworden sind auch die Pariser Opernbienen. 1985 kaufte sich Jean Paucton, ein Requisiteur der Garnier-Oper, Bienenstöcke für sein Haus am Land. Doch für die nächsten Wochen kam er nicht aus der Stadt weg. Nach einem Gespräch mit einem befreundeten Feuerwehrmann begann er, die Bienenstöcke auf dem Dach der Oper vorübergehend zwischenzuparken.
Zwei Wochen später wollte er die Bienen wieder abholen und war erstaunt: seine Stadtbienen hatten in der Zwischenzeit viel mehr Honig produziert als seine Völker am Land.
Jean Paucton ließ daraufhin weitere Bienenstöcke am Dach der Oper anbringen. Nach seinem Vorbild wurden in Paris an weiteren Sehenswürdigkeiten Bienen angesiedelt, zB auf Rathäusern und auf der berühmten Kathedrale Notre-Dame. Dort haben die Bienenvölker sogar den Großbrand der Kathedrale 2019 überlebt.
So kannst du Bienen in der Stadt unterstützen
Wildblumen anpflanzen: Selbst kleine Grünstreifen mit Wildblumen sind für Bienen in der Stadt eine große Hilfe. Wenn du keinen eigenen Garten hast, hilft auch ein Topf auf dem Balkon oder ein Blumenkisterl im Innenhof.
Blühende Kräuter kultivieren: Bienen lieben auch blühende Kräuter wie Rosmarin, Oregano oder Thymian. Mit diesen Kräutern sicherst du dir nicht nur ein Upgrade für deine Küche, sondern hilfst gleichzeitig auch den Bienen.
Nistplätze für Wildbienen einrichten: Ein kleines Stück morsches Holz, sandige Flächen oder abgestorbene Pflanzenstängel auf der Terrasse bieten Unterschlupf für Wildbienen.