Wie Bienen ihre Umwelt elektrisieren

Bienen und andere Insekten tragen kleine elektrische Ladungen in sich. Das ist schon seit längerer Zeit bekannt.

2013 haben Forscher der britischen University of Bristol eine weitere beeindruckende Beobachtung gemacht: Hummeln können über elektrische Felder wahrnehmen, ob eine Blüte Nektar bietet oder nicht.

Das funktioniert vereinfacht gesagt so: Blüten selbst sind leicht negativ elektrisch geladen. Setzt eine Hummel auf einer Blüte ab, um dort Nektar und Pollen zu sammeln, tauscht die Hummel mit der Blüte ihre Ladungen aus.

Das bedeutet, dass sich kurz nach dem Besuch einer Hummel das elektrische Feld der Blüte verändert – zumindest für eine gewisse Zeit.  

Dieses veränderte elektrische Feld kann die nächste Hummel dann wahrnehmen, ohne auf der Blüte landen zu müssen. Sie weiß somit, dass auf dieser Blüte gerade eine andere Hummel gesessen ist, möglicherweise dort kein Nektar zu finden ist und sich ein Besuch daher nicht lohnt.

Und das ist auch im Interesse der Blüten: die wollen schließlich keine Hummeln anlocken, ihnen aber dann keinen Nektar bieten können. Denn das könnte dazu führen, dass Hummeln und andere Insekten irgendwann die Lust an diesen Blüten verlieren und sie überhaupt gar nicht mehr anfliegen. Und damit würden sie schlussendlich nicht mehr bestäubt werden.

Doch das ist nicht die einzige Entdeckung, die Forscher mit Bienen und ihrer elektrischen Ladung gemacht haben:

Wissenschaftler der University of Bristol haben 2022 zufällig herausgefunden, dass ein Bienen- oder Insektenschwarm elektrische Felder erzeugen kann, die ähnlich wie Gewitterwolken sein können.

Bei Wetterbeobachtungen hatten die Forscher gesehen, dass die elektrischen Felder der Erdatmosphäre unüblich stark ausschlugen – obwohl gerade kein Gewitter in der Nähe war, das dafür verantwortlich sein könnte.

Was aber in der Nähe gerade passierte, verblüffte die Forscher: Tausende Bienen eines Bienenstocks aus der Umgebung der Universität schwärmten gerade aus, um sich ein neues Zuhause zu suchen. (Was es mit dem Schwärmen eines Bienenvolks auf sich hat, kannst du hier in einem anderen Blogbeitrag nachlesen).

Durch diese ausschwärmenden Bienen veränderte sich das elektrische Feld der Erdatmosphäre nachweislich: je dichter der Schwarm, desto größer die aufgezeichnete elektrische Ladung. Die Bienenschwärme konnten laut der Studie Feldstärken von bis zu 1.000 Volt pro Meter erzeugen.

Faszinierend, oder?