Wie Bienen die Welt sehen
Eine blühende Blumenwiese im Garten begeistert uns mit ihren strahlenden Farben. Für das menschliche Auge ist so ein Blumenmeer ein wahrer Genuss – doch wie nehmen eigentlich Bienen diese bunte Farbenpracht wahr?
Schon auf den ersten Blick ist klar, dass sich die Augen von Bienen anatomisch erheblich vom menschlichen Auge unterscheiden.
Eine Biene hat nämlich fünf Augen: 2 je seitlich am Kopf sitzende Facettenaugen und 3 kleine Punktaugen auf der Stirn, die sogenannten Ocellen. Und diese unterschiedlichen Augen haben jeweils unterschiedliche Funktionen.
Die Facettenaugen bestehen aus einer Vielzahl an kleinen Einzelaugen und helfen bei der Orientierung. Jedes Einzelauge liefert ein eigenes Bild, das im Gehirn der Biene zu einem Gesamtbild zusammengesetzt wird. Die Facettenaugen erstrecken sich fast über den gesamten Kopf, daher können Bienen in jede Richtung gleichzeitig sehen. Richtig scharf sieht eine Biene jedoch nur aus der Nähe.
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Arbeiterbienen haben zum Beispiel mehr Einzelaugen als die Königin. Denn bei ihren Sammelflügen müssen sie viel mehr Umwelteinflüsse und Gefahren wahrnehmen können als eine Königin, die den Großteil ihres Lebens im Bienenstock verbringt. Noch mehr Einzelaugen haben Drohnen, die männlichen Bienen. Ihre einzige Aufgabe ist, die Königin beim Hochzeitsflug zu begatten – dafür müssen sie die Königin auch punktgenau erkennen können.
Die Punktaugen hingegen sind sehr lichtempfindlich und helfen den Bienen dabei, verschiedene Helligkeiten zu erkennen. Das gibt ihnen Aufschluss darüber, welche Tageszeit gerade ist. Sie unterstützen die Bienen auch dabei, die Lage des Horizontes festzustellen. Das ist für ihre stabile Fluglage enorm wichtig.
Was können Bienen mit ihren Augen wahrnehmen?
Zunächst können Bienen polarisiertes Licht wahrnehmen. Das hilft ihnen, sich auch an bewölkten Tagen zu orientieren.
Das Farbspektrum, das eine Biene wahrnimmt, ist ganz anders als das eines Menschen: Wir sehen Blau, Grün und Rot – Bienen können jedoch keine rote Farbe wahrnehmen.
Das heißt aber nicht, dass sich Bienen nicht trotzdem von roten Blumen angezogen fühlen. Im Gegensatz zum Menschen können Bienen nämlich sogar ultraviolettes Licht sehr intensiv erkennen. Dieses UV-Licht hilft ihnen dabei, Strukturen auf Blüten zu registrieren, von denen sie quasi ganz hell angeleuchtet werden. Für das menschliche Auge bleiben sie aber unsichtbar.
Um herauszufinden, wie Bienen die unterschiedlichen Farben genau sehen, haben Tierfilmer und Forscher mit Spezialkameras beachtliche Entdeckungen gemacht. Der Fotograf Craig P. Burrows zum Beispiel bestrahlt Blumen in einem dunklen Studio mit UV-Licht und fotografiert die resultierende Fluoreszenz. Diese Fotos zeigen wunderschöne Muster und Details, die für Bienen sichtbar sind, aber für uns unsichtbar bleiben.
Das Buch "What the Bees See" von Craig P. Burrows ist in Buchfachhandel oder hier bei Thalia erhältlich.