Wespen: die unterschätzten Außenseiter

Wespen haben einen schlechten Ruf und sind bei Menschen unbeliebt, weil sie sich bei Gartenpartys über Süßspeisen und Grillfleisch hermachen.

Dabei gibt es gar nicht "die" eine Wespe, sondern allein in Österreich hunderte verschiedene Wespenarten. Das Interessante dabei: nur zwei der Wespenarten sind für ihren schlechten Ruf verantwortlich, die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe.

Von der Feldwespe, der Schlupfwespe, der Pflanzenwespe, der Behaarten Töpferwespe oder der Feuer-Goldwespe hast du wahrscheinlich noch nie etwas gehört.

Aber auch die Hornisse zählt zu den Wespen – sie ist die größte in Mitteleuropa verbreitete Wespenart. Ihre im Volksmund zugeschriebene Eigenschaft "7 Stiche töten ein Pferd, 3 Stiche einen Menschen" stimmt jedoch nicht – der Stich einer Hornisse ist zwar schmerzhafter, aber nicht giftiger als der Stich einer Biene. Hornissen stechen auch nur, wenn sie gequetscht werden.

Die größte Wespenart Europas ist die Rotstirnige Dolchwespe, die üblicherweise nur im Mittelmeerraum verbreitet ist. Doch der Klimawandel trägt dazu bei, dass auch sie sich bei uns immer wohler fühlt: 2021 wurde nach 120 Jahren erstmals wieder eine Rotstirnige Dolchwespe in Österreich entdeckt.

Wie unterscheiden sich Wespen von Bienen? Einerseits gibt es bereits im Aussehen große Unterschiede: während die Wespen für ihre schmalle Taille und die abschreckenden gelb-schwarzen Streifen bekannt sind, sind Bienen eher braun und sehen deutlich massiger und behaarter aus.

Auch der Stachel hat bei Wespen eine andere Funktion als bei Bienen: Wespen nutzen ihren Stachel zur Insektenjagd, Bienen benutzen den Stachel nur zur Verteidigung und bei Eindringlingen im Bienenstock. Zudem bleibt der Widerhaken beim Bienenstachel in der menschlichen Haut stecken, sodass der Biene nach dem Stich der Hinterleib heruntergerissen wird und sie daran stirbt. Wespen können auch mehrmals zustechen.

Doch warum haben die Wespen so einen schlechten Ruf und kommen uns Menschen oftmals in die Quere?

Von den hunderten heimischen Wespenarten sind nur rund 10 staatenbildend. Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe fallen deshalb negativ auf, weil sie die größten Staaten bilden und ein besonderes Essverhalten aufweisen.

Im Gegensatz zu Bienen benötigen Wespen für die Versorgung ihrer Brut auch tierische Eiweiße. Zum Großteil besorgen sie sich die erfolgreichen Räuber dieses tierische Eiweiß über Insekten, die sie erlegen und dann mit ihren scharfen Beißwerkzeugen fein säuberlich filetieren.

Doch als Eiweißquelle dient den Wespen auch das Fleisch von einem spätsommerlichen Grillnachmittag, aus dem sie sich kleine Stückchen herausschneiden. Das führt dazu, dass die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe sofort in Schwärmen zur Stelle sind, wenn der Griller angeheizt wird.

Sobald sie sich jedoch nicht mehr um die Brut kümmern müssen, konzentrieren sich die Wespen bei der Ernährung auf zuckerhaltige Nahrung, zum Beispiel Fruchtsäfte oder Fallobst. Daher besteht im Spätsommer vermehrt die Gefahr, am Boden auf eine essende Wespe zu treten.

Wespenvölker bestehen immer nur für einen Sommer und erreichen im August ihre Maximalgröße. Wenn die Temperaturen danach wieder sinken und das Nahrungsangebot kleiner wird, sterben die Arbeiterinnen spätestens im Spätherbst. Wespenköniginnen begeben sich über die kalte Jahreszeit in einem Erdloch oder in morschem Holz in eine Winterstarre, von der aber wegen Erfrierungen der überwiegende Großteil nicht mehr erwacht.  

Im Frühjahr muss eine überlebende Königin ihr Volk erst wieder aufbauen. Wir nehmen die Wespen daher meist erst im Sommer wahr, wenn die Völker wieder auf stattliche Größe angewachsen sind.

Wespe auf einer Hand

Welchen Nutzen haben Wespen?

Wir dürfen nicht unterschätzen, dass Wespen in der Natur eine wichtige Rolle erfüllen.

1) Wespen sind Experten in der Schädlingsbekämpfung. Bei ihnen stehen Blattläuse, Mücken, Fliegen oder andere kleine Insekten auf dem Speiseplan.

2) Sie sind selbst eine wichtige Nahrungsquelle. Für Vögel sind Wespen ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung.

3) Sie tragen zur Bestäubung bei. Wespen ernähren sich von zuckerhaltigen Früchten und Gemüse. Wie die Bienen tragen sie daher zur Bestäubung von Obstbäumen oder Beerensträuchern bei. Wespen sind auch bei kälteren Temperaturen unterwegs, wenn die Bienen im Bienenstock bleiben.