Was nachhaltige Kleidung auszeichnet

Laut der Europäischen Kommission zählt die Textilindustrie zu den am wenigsten nachhaltigen Sektoren.

Lange Transportwege, die Gewinnung von Plastikfasern und ihre Weiterverarbeitung sorgen dafür, dass die Textilindustrie für rund 5% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sein soll, mehr als für internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen.

Die Produktion von Kleidung verbraucht auch hohe Mengen an Wasser und es wird eine Vielzahl an giftigen Chemikalien eingesetzt, die in unseren Böden, im Abwasser oder gleich direkt im Meer landen.

Zwischen 2000 und 2015 hat sich die weltweite Produktion von Kleidung fast verdoppelt. Im Onlinehandel mit Kleidung werden rund 50% der bestellten Kleidungsstücke wieder zurückgeschickt, was die CO2-Bilanz weiter antreibt.

In die Kritik geriet insbesondere die sog. "Fast Fashion", bei der in kurzen Abständen neue Trends und Kollektionen entstehen. Produziert wird hier meist unter hohem Chemikalien- und Wassereinsatz bei zweifelhaften Arbeitsbedingungen in den Fabriken, damit die Produkte zu billigen Konditionen verkauft werden können.

Die gekauften Textilien werden meist nur für kurze Zeit getragen werden und schnell wieder durch neue Produkte aus der nächsten Kollektion ersetzt.

Laut Untersuchungen der Ellen MacArthur Foundation sollen Kleidungsstücke mittlerweile im Durchschnitt weniger als 10 Mal getragen werden. Greenpeace berichtet, dass jede Person in Deutschland jedes Jahr rund 60 neue Kleidungsstücke kauft, die aber nur mehr halb so lange wie vor 15 Jahren getragen werden.

In Österreich wurde in einer Studie der Wiener Arbeiterkammer und Greenpeace herausgefunden, dass mehr als ein Viertel der Kleidungsstücke ungenutzt in den Kleiderschränken hängt.

Als Gegenpol dazu setzen immer mehr kleinere Labels auf Nachhaltigkeit und faire Bedingungen in der Produktion. Viele der großen Bekleidungshersteller ziehen nach und werben mit Nachhaltigkeitsinitiativen und ökologischen Produkten.

Doch für Konsumentinnen und Konsumenten ist es nicht einfach herauszufinden, ob die Unternehmen sich hier nur umweltfreundlicher darstellen, als sie wirklich sind.

Es gibt mittlerweile einen breiten Katalog an Qualitätssiegeln, bei denen die Nachhaltigkeitsversprechungen der Hersteller detailliert geprüft werden.

textilgarn auf einer rolle in verschiedenen farben

Das sind die Textilsiegel mit den höchsten Nachhaltigkeitsstandards

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat in ihrem Öko-Textilsiegelratgeber die strengsten Siegel identifiziert:

1) IVN Best: Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft zeichnet Hersteller mit den strengsten Qualitätsstandards aus. Es dürfen nur Fasern verwendet werden, die biologisch angebaut werden und komplett biologisch abbaubar sind. Vom Faseranbau bis zum fertigen Produkt ist der Einsatz von Chemikalien nur unter strengen Auflagen erlaubt.

Für die Produktionsangestellten müssen die Kernarbeitsnormen der International Labour Organisation eingehalten werden (Recht auf Kollektivverträge, Mindestlöhne, keine Zwangs- oder Kinderarbeit).

2) Global Organic Textile Standard (GOTS): Der GOTS ist das bekannteste Ökosiegel. Es müssen zumindest 70% Bio-Naturfasern verwendet werden, jedoch darf auch zu maximal 30% auf Recyclingfasern zurückgegriffen werden, die nicht biologisch abbaubar sind.

Gefährliche Chemikalien sind verboten und die sozialen Mindeststandards der ILO-Kernarbeitsnormen gelten für die gesamte Produktionskette.

3) Made in Green: Alle Fabriken müssen sich zu einem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm und fairen Arbeitszeiten und Löhnen verpflichten. Die gesamte Produktionskette muss transparent dargelegt werden.

Der Einsatz von Chemikalien ist strengstens reguliert und alle Kleidungsstücke werden nach dem Oeko-Tex Standard 100 auf Schadstoffe geprüft. Recyclingfasern sind mit Einschränkungen zulässig.