Warum Bienen verehrt werden

Schon seit Jahrtausenden beschäftigen sich Menschen mit dem Leben der Bienen.

Im alten Ägypten wurde den Bienen enorme Wichtigkeit beigemessen. Bienen selbst entstanden nach den damaligen Mythen dann, wenn der Sonnengott Re weinte und seine Tränen zur Erde tropften.

Es soll damals (3.000 Jahre v.Chr.) auch bereits Imkerei gegeben haben. Ägypten entstand aus der Vereinigung von Unter- und Oberägypten und Bienen wurden zu den Wappentieren von Unterägypten erkoren. Ein Bienensymbol fand sogar Einschlag in die Hieroglyphen und galt als Schriftzeichen der Könige.

Bienenhonig war ein wichtiger Bestandteil von Grabbeigaben, damit wurde immer mehr Honig zu rituellen Zwecken gebraucht. Daher bekam die Imkerei einen hohen Stellenwert im Alten Ägypten.

Bildliche Darstellung einer Honigernte im Sonnentempel von Abusir. Bild: John -Andrew Ginsbury, Wikipedia.

Auch in der Mythologie der Maya waren Bienen allgegenwärtig: Menschenopfer wurden mit Honig bestückt, um ihnen die Reise in die Nachwelt zu versüßen. Priester beträufelten ihre Lippen mit Honig – die Urvariante des Lippenbalsams sozusagen. Es gab auch Bienengottheiten, den "Ah Mucen Cab" bzw. "Honigsammler". In der mexikanischen Maya-Fundstätte Tulum kann man Abbildungen dieses Gottes im "Tempel des Herabsteigenden Gottes" besichtigen.

Bild: Wikipedia.

Im Hinduismus galten Bienen als Symbol der Liebe. Kamadeva, der Gott der erotischen Liebe, trug immer einen Bogen aus Zuckerrohr bei sich, bei dem eine Reihe von summenden Bienen die Sehne bildeten. Mit diesem Bogen schoß er mit Blüten bestückte Pfeile ab.

In der griechischen Mythologie spielen Bienen und Honig eine präsente Rolle. Aristaios verliebte sich in die Nymphe Euridike und stellte ihr nach – doch sie war davon nicht begeistert und versuchte zu fliehen. Dabei trat sie versehentlich auf eine Schlange, woraufhin sie starb. Als Bestrafung ließen Euridikes Schwestern die Bienen von Aristaios sterben. Er opferte daraufhin Stiere und Kälber auf Euridikes Grab, auf denen nach neun Tagen wieder Bienen zu finden waren.

Die Griechen glaubten also, dass Bienen aus einem verwesenden Tierkörper von selbst entstehen würden (sogenannte "Bugonie").

Aristaios und die Bugonie, Bild: Wikipedia.

Warum übten Bienen so eine starke Faszination auf die Menschen aus? Ihre komplexe Lebensweise war für viele Kulturen unbegreiflich. Dadurch hatten die Menschen Angst vor den Bienen, was jedoch auch die Anziehungskraft dieser fleißigen Tiere verstärkte.

Bienen wurden auch schon seit jeher die Eigenschaften der Reinheit und Unschuld zugeschrieben. Denn die Fortpflanzung der Bienenkönigin überstieg die Vorstellungskraft der damaligen Kulturen. In Wirklichkeit wird die Bienenkönigin nur einziges Mal in ihrem Leben beim sogenannten Hochzeitsflug außerhalb ihres Bienenstocks begattet. Das konnte jedoch kaum beobachtet werden – so schien es, dass sich die Bienenvölker immer wieder "jungfräulich" vermehrten.

Im Christentum waren Bienen und Honig genauso wichtig: Bienenwachs gilt als unverderblich und besonders rein. Bis in die Neuzeit war es sogar verpflichtend, dass beim Gottesdienst ausschließlich Bienenwachskerzen verwendet werden.

Vergleiche zwischen den Bienen und Christen gab es zahlreich: wie eine Biene, die sich von ihrem Honig ernährt, nimmt ein gläubiger Christ das Wort Gottes in sich auf.