Warum Auengebiete so wichtig sind

Als Auen werden Landschaften an den Ufern von Bächen und Flüssen bezeichnet, in denen sich Phasen mit Niedrigwasser mit hohen Wasserständen abwechseln.

Bei Hochwasser dehnt sich ein Gewässer in die Auen aus, bei Trockenphasen zieht es sich wieder zurück. So werden permanent Sedimente abgelagert und wieder abgetragen. Dieser ständige Wechsel ist für Auenlandschaften charakteristisch.

Die dort heimische Pflanzen- und Tierwelt muss also mit diesen beiden Herausforderungen umgehen können und enorm anpassungsfähig sein. Sie muss Trockenperioden genau so gut wie lange feuchte Phasen überstehen können.

Pflanzen und Tiere finden dort Flussaltarme, Schlammbänke, trockene Kiesgebiete und dichte Wälder vor. Aufgrund dieser besonderen Verhältnisse bieten Auen ein vielfältiges Lebensgebiet. Laut dem WWF beheimaten sie auf einer relativ kleinen Fläche etwa zwei Drittel aller Lebensgemeinschaften Mitteleuropas.

Auch für Vögel wie den Seeadler bieten Auengebiete einen geschützten Lebensraum. Typische Auenbewohner sind auch die Biber, die durch ihre Bautätigkeiten die Auen maßgeblich mitgestalten.

Hohe Anforderungen an die Vegetation: In Auen können nur Pflanzen überleben, die es vertragen, regelmäßig im Wasser zu stehen. In Auenlandschaften werden zwei verschiedene Vegetationszonen unterschieden:

In den sogenannten "Weichholzauen" sind Bäume zuhause, die Überflutungen auch über längere Zeit hinweg gut aushalten können. Sie befinden sich direkt in Ufernähe, wo es bis zu 180 Tage im Jahr überflutet ist. Für diese Pflanzen ist es wichtig, dass sie sich auch dann mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen können, wenn sie über längere Zeit im Wasser stehen. Den Sauerstoff können sie zB über die Rinde aufnehmen und dann in die Wurzeln transportieren.

Besonders schmalblättrige Weiden (zB die Silberweide) und Pappeln sind an diese schwierigen Lebensbedingungen perfekt angepasst. Ihre Zweige und Blätter sind auch biegsam, sodass sie dem fließenden Wasser gut standhalten können.

Die sogenannten "Hartholzauen" sind Wälder, die sich in etwas höheren Lagen weiter vom Fluss entfernt befinden. Diese Zonen werden seltener überflutet (nur bis zu 3 Monate pro Jahr).

Sie beheimaten zB Ulmen und Eschen, sowie anschließend auch Eichen und Ahornbäume.

Warum sind Auengebiete so wichtig?

Hochwasserschutz: Auengebiete können riesige Wassermengen aufnehmen und speichern. Damit helfen sie, Hochwasserkatastrophen zu verhindern bzw. abzuschwächen.

Zusätzlich wird das überschüssige Wasser durch das Auengebiet gebremst, wo es sich weiträumig verteilen kann. Darüber hinaus kann ein Teil des Wassers versickern und füllt die Grundwasservorkommen auf.

Wasserqualität: Auen haben auch eine wichtige Funktion als natürliche Kläranlagen.

So können Nitrate aus der Landwirtschaft, die im Fluss mitgeführt werden, in den Auengebieten abgebaut werden. Sie werden dort einerseits von den Pflanzen aufgenommen, aber auch durch Bakterien aus den Flüssen entfernt. Damit helfen Auen, die Gewässer biologisch und chemisch stabil zu halten.

Wichtiger Rückzugsort: Mit ihren vielfältigen Lebensverhältnissen bieten Auengebieten Amphibien und Fischen einen Rückzugsort, in dem sich ihr Nachwuchs in geschützten Verhältnissen entwickeln kann. Je mehr Auengebiete entlang eines Flusses bestehen, desto höher ist die Fischbevölkerung im Fluss.

 

Durch Flussbegradigungen, Bautätigkeiten und Trockenlegungen von Flussaltarmen haben wir bereits einen Großteil der heimischen Auen-Ökosysteme verloren.

Auch der Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf die Auengebiete. So sind zum Beispiel häufigere und länger anhaltende Dürreperioden ein wesentlicher Stressfaktor für das Ökosystem.

Das hat vielfältige Konsequenzen: Ohne die Filterfunktion der Auen werden unsere Flüsse schadstoffhaltiger. Auch die natürliche Hochwasserfunktion geht allmählich verloren. Gleichzeitig führt ein Rückgang der Auengebiete auch zur Zerstörung dieser wichtigen Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und trägt somit zum Artensterben bei.

Auenlandschaft