Mit Minimalismus zu mehr Achtsamkeit

In Deutschland soll jeder Mensch im Durchschnitt rund 10.000 Dinge besitzen.

Als Gegenpol zur konsumorientierten Überflussgesellschaft wurde in den letzten Jahren die Philosophie des Minimalismus immer populärer. Doch was bedeutet ein minimalistischer Lebensstil eigentlich?

Der Grundgedanke des Minimalismus ist, mehr Ordnung und Struktur in sein eigenes Leben zu bringen und sich vom Überfluss zu befreien. Das kann sich einerseits beim Besitz von physischen Gegenständen, aber genauso bei mehr Bewusstsein für Ernährung, Sport oder Hobbys äußern.

Bewusster Verzicht, anstatt sich über Statussymbole und ständig neuen materiellen Besitz zu definieren: dadurch soll laut den Minimalisten mehr Platz für die wirklich wichtigen Dinge im Leben gemacht werden.

Ein minimalistischer Lebensstil soll aber keineswegs bedeuten, sich nie etwas zu gönnen, vollkommen auf jeglichen Besitz, Technologie oder Luxus zu verzichten und ab sofort nur noch Brot und Wasser zu konsumieren.

Stattdessen erinnert der Minimalismus daran, ein stärkeres Bewusstsein für Konsum und seine täglichen Entscheidungen zu entwickeln.

Wenn man sich intensiver mit seinem Konsumverhalten auseinandersetzt, rückt zwingend auch der Herstellungsprozess eines Produkts stärker in den Vordergrund. Aus welchen Materialien besteht das Produkt? Unter welchen Bedingungen wird es erzeugt? Wie erfolgt der Transport zu mir?

Minimalismus geht daher meist mit einer nachhaltigen Lebensweise einher. Minimalisten kaufen lieber einmal ein hochqualitatives, dafür oftmals teureres Produkt, das über eine längere Zeit hält, anstatt den eigenen Besitz alle paar Wochen mit den neuesten Trendprodukten zu erweitern.

In der Philosophie des Minimalismus soll das individuelle Glück daher nicht über einzelne Besitztümer, sondern durch ein achtsames Leben gefunden werden. Gleichzeitig hilft ein minimalistischer Lebensstil dabei, unsere Umwelt zu schützen.

Bei bewusstem Konsum entsteht weniger Müll. Und es müssen auch weniger Produkte gekauft werden, wenn man ihnen durch Reparieren oder Flicken eine längere Lebensdauer schenkt, bevor sie in den Müll wandern und durch ein neues Exemplar ausgetauscht werden.

Obwohl der Minimalismus in den letzten Jahren einen Boom erlebt hat, ist die Idee nicht neu. Bereits in der Antike predigten die Stoiker einen einfacheren Lebensstil. Auch die amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson oder Henry David Thoreau schrieben über den Reiz eines einfacheren, bewussteren Lebens.

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Drei minimalistische Tipps für den Alltag

1) Ausleihen oder reparieren: In unseren Wohnungen stapeln sich oft Dinge, die extra wir für einen bestimmten Moment gekauft haben. Es muss nicht gleich bei jedem Umzug eine eigene Bohrmaschine oder Stehleiter sein, die man sich auch kurz von hilfsbereiten Nachbarn ausleihen könnte.

Vielleicht kann auch einem kaputten Paar Schuhe vom Schuster ein neues Leben eingehaucht werden, bevor sie einem neuen Paar weichen müssen.

2) Beim Einkauf auf Qualität setzen: Es lohnt sich, zB in Kleidungsstücke zu investieren, die länger halten und nicht so schnell ausgetauscht werden müssen. Auch ein Kleiderschrank aus wenigeren Stücken, die sich aber einfach kombinieren lassen, kann dir dabei helfen, bewusster zu konsumieren.

3) Smartphones und Apps zeitlich beschränken: Um unseren Kopf wieder freizubekommen, hilft es, unser digitales Leben zu entrümpeln. Ein Blick auf die Bildschirmzeit-Statistik unseres Smartphones offenbart uns schonungslos, wie sehr uns der Sog der sozialen Medien oft stundenlang anzieht. Ein bewusster Umgang am Smartphone mit zeitlichen Beschränkungen gibt uns wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.