Die 10 Jahreszeiten der Natur

Der heurige Januar war der wärmste seit Messbeginn. Anfang Februar haben bereits einige Pflanzen erste Blüten gezeigt. Doch das trifft nicht immer zu.

Denn Temperaturen schwanken jedes Jahr, der Schnee schmilzt nicht immer zum gleichen Zeitpunkt und auch Pflanzen richten sich beim Blühen nicht nach einem fixen Datum.

Daher wurde der sogenannte "phänologische Kalender" entwickelt. Im Gegensatz zu unseren Jahreszeiten richtet er sich nicht nach astronomischen Ereignissen (zB der Sommersonnenwende), sondern nur nach Beobachtungen der Natur. Dadurch sollen landwirtschaftliche Aktivitäten und der Rhythmus der Natur besser aufeinander abgestimmt werden.

Wie ist der phänologische Kalender aufgebaut? Statt vier Jahreszeiten gibt es 10 verschiedene Phasen. Diese Phasen richten sich hauptsächlich nach Erscheinungen in der Pflanzenwelt – wann beginnen die Zeigerpflanzen zu blühen, wann fällt das Laub von den Bäumen und wie verhalten sich die Tiere. Und diese Ereignisse beginnen jedes Jahr zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

  1. Vorfrühling: Die Hasel oder Schneeglöckchen kündigen das Ende des Winters an. Die Natur erwacht langsam zu neuem Leben. Hummeln können bereits bei den ersten Flügen beobachtet werden.
  2. Erstfrühling: Mit der Blüte der Forsythien beginnt eine Zeit des Neubeginns und Wachstums. Ein wenig später blühen die Kirschbäume. Auch Honigbienen und andere Wildbienenarten beginnen ihre Arbeiten.
  3. Vollfrühling: Jetzt entfalten die meisten Laubbäume ihr frisches Grün. Die Apfelbäume blühen und Maikäfer zischen durch die Luft.
  4. Frühsommer: Die Natur steht in voller Blüte, und die ersten Sommerfrüchte reifen. Auch Gräser, Holunder und Wiesenblumen blühen.
  5. Hochsommer: Die Zeit der intensivsten Wärme, in der die meisten Früchte zur Reife gelangen. Zum Beginn des Hochsommers blühen die Linden.
  6. Spätsommer: Die Blütezeit neigt sich dem Ende zu, und die Ernte (zB Äpfel) beginnt. Die ersten Anzeichen des kommenden Herbsts werden sichtbar. Die Getreideernte wird abgeschlossen und die zweite Heumahd steht an.
  7. Frühherbst: Die ersten Blätter färben sich, und die Tage werden merklich kürzer. Die Herbstzeitlosen blühen und die Früchte des Holunders werden reif.
  8. Vollherbst: Es ist die Zeit der letzten Ernten und des Sammelns von Vorräten für den Winter. Die Tierwelt bereitet sich auf die kältere Jahreszeit vor, indem sie Nahrung speichert oder in wärmere Regionen zieht.
  9. Spätherbst: Die Natur bereitet sich auf den Winter vor, die Bäume haben ihr Laub verloren. Die ersten Fröste kündigen das Ende des Jahreszyklus an.
  10. Winter: Die Ruhephase der Natur. Außer den Vögeln, die bei uns überwintern, sind wenige kleine Tiere anzutreffen.

Wofür ist der phänologische Kalender wichtig? Einerseits hat der phänologische Kalender große Bedeutung in der praktischen Anwendung:

Beim Gärtnern hilft er, die besten Zeitpunkte zum Aussäen, Pflegen und Ernten von Pflanzen zu finden. Auch in der Landwirtschaft können mit seiner Hilfe die Qualität und die Erträge verbessert werden.

Allergiker können dadurch zB besser informiert werden, wann die Heuschnupfensaison beginnt.

Doch auch in der Klimaforschung ist der phänologische Kalender ein enorm wichtiges Instrument. Er liefert wertvolle Daten, wie sich die einzelnen Phasen über längere Zeiträume verändern. Dadurch können Trends abgeleitet werden, um den Einfluss des Klimawandels auf die Natur und die Vegetationsphasen besser zu verstehen.

Der Deutsche Wetterdienst publiziert die sogenannte "Phänologische Uhr", um die klimatischen Änderungen zu verdeutlichen. In der Grafik unten wurden die phänologischen Jahreszeiten für Deutschland für den Zeitraum 1961 bis 1990 mit dem Zeitraum 1991 bis 2020 gegenübergestellt.

Es ist klar ersichtlich, dass zB die Winter immer kürzer werden (in diesen Zeiträumen um 19 Tage) und der Frühling immer früher beginnt.

Phänologische Uhr

Bild: Deutscher Wetterdienst.