Das faszinierende Leben der Ameisen
Obwohl du eine Ameise sicher eindeutig von einer Honigbiene unterscheiden kannst, haben die beiden Insekten mehr gemeinsam, als man vermuten würde.
Grundsätzlich gibt es auch nicht "die" Ameise, sondern allein in Europa über 600 verschiedene Arten. Einen sogar noch größeren Artenreichtum an verschiedenen Ameisenarten gibt es in den Tropen.
Bienen und Ameisen gehören zur Insektengruppe der Hautflügler. Wie die Honigbienen leben auch Ameisen in großen Staaten zusammen.
Diese effizienten Staaten sind streng hierarchisch organisiert; es gibt bei Ameisen drei verschiedene Gliederungen (die sogenannten "Kasten").
1) Königinnen: Wie bei Honigbienen gibt es in einem Ameisenstaat auch immer zumindest eine Königin. Doch je nach Ameisenart kann es in einem Staat auch mehrere tausende Königinnen geben.
Die einzige Aufgabe einer Königin ist dafür zu sorgen, dass Eier gelegt werden und der Staat wachsen kann. Eine Ameisenkönigin kann sogar bis zu 25 Jahre alt werden.
2) Männchen: Männchen haben unter den Ameisen die kürzeste Lebenserwartung, denn sie haben nur eine einzige Aufgabe: eine Königin zu begatten.
Wie bei den Honigbienen müssen Königinnen nur einmal in ihrem Leben begattet werden. Dies geschieht auch bei den Ameisen während des sogenannten Hochzeitsflugs:
Im Frühling schwärmen die Männchen aus verschiedenen Nestern derselben Ameisenart gleichzeitig aus und paaren sich in der Luft mit den Königinnen. Denn sowohl die jungen Königinnen als auch die Ameisenmännchen haben Flügel.
Kurz nach der Begattung sterben die Männchen und die Königinnen werfen ihre Flügel ab, damit sie sich in ihren zukünftigen Nestern im Waldboden besser fortbewegen können.
3) Arbeiterinnen: Die größte Anzahl der Ameisen in einem Staat übernehmen als Arbeiterinnen wichtige Aufgaben. Wie auch bei den Honigbienen sind sämtliche Arbeiterinnen immer weibliche Tiere.
Unter den Arbeiterinnen werden die verschiedenen Tätigkeiten in einem Staat aufgeteilt: so gibt es Jägerinnen, Trägerinnen, Verteidigungsameisen, Baumeisterinnen oder Arbeiterinnen, die den Aufzug des Nachwuchses übernehmen.
Arbeiterinnen werden bis zu 6 Jahre alt und können bis zum 40-fachen ihres eigenen Gewichts tragen.
Bei der Wahl ihrer Unterkunft sind Ameisen relativ flexibel. Wie die Wildbienen suchen sie sich meistens eine Bleibe in Löchern unter der Erde, in morschem Holz, unter Steinen oder in hohlen Pflanzenstängeln. Du hast sicher bereits einmal im Wald die großen Nesthügel gesehen. Ein Ameisenbau hat üblicherweise verzweigte Gänge und mehrere Räume.
Damit das Zusammenleben mit so vielen Artgenossinnen auch einwandfrei funktioniert, müssen sich Ameisen gut miteinander verständigen können.
Während Bienen auf die Tanzsprache zurückgreifen, läuft die Kommunikation bei Ameisen über Duftstoffe, die sie ihren Kolleginnen in einer Spur hinterlassen.
Wo gibt es Nahrung oder Baumaterial? Gibt es hier Feinde? All diese Fragen können Ameisen anhand der Duftspuren wahrnehmen. Ist eine Duftspur sehr intensiv, wird sie von jeder ihr folgenden Ameisen einer Ameisenstraße weiter verstärkt. Gibt es Gefahren voraus, so werden weniger Duftstoffe abgesondert, damit nicht so viele Artgenossinnen nachfolgen.
Beim Futter sind Ameisen weniger wählerisch als Honigbienen. Während Bienen hauptsächlich auf Pollen und Nektar zurückgreifen, futtern Ameisen so ziemlich alles, was ihnen unterkommt: kleine Insekten, Raupen, Samen oder Pollen. Ameisen nehmen in einem Wald auch abgestorbene Kleintiere für den Verzehr mit und übernehmen damit eine wichtige Funktion in der Säuberung eines Waldes.
Besonders gern haben Ameisen den Honigtau, eine zuckerhaltige Flüssigkeit, die von Blattläusen ausgeschieden wird. Dafür leben Ameisen sogar mit Blattläusen in Symbiose: wenn sie Lust auf die süße Flüssigkeit haben, streichen sie mit ihren Antennen über die Körper der Blattläuse, wobei die Absonderung von Honigtau stimuliert wird. Im Gegenzug beschützen Ameisen die Blattläuse vor Feinden wie den Marienkäfern.
Warum sind Ameisen so wichtig?
Beim Bau ihrer vielfach verzweigten Gänge lockern Ameisen den Boden auf. Ohne Ameisen fällt es Pflanzen viel schwerer, ein Zuhause zu finden und Wurzeln zu schlagen. Weiters wird durch diese Umbauarbeiten Humus gebildet und insgesamt der Boden verbessert.
Durch ihren Hunger auf Insekten halten sie zudem den Waldboden und Bäume von vielen Schädlingen frei. Sie verteilen auch die Samen zahlreicher Pflanzen in der Natur und tragen damit zur Artenvielfalt bei.
Gleichzeitig sind Ameisen selbst auch eine wichtige Nahrungsquelle für verschiedene Tierarten.